Naja, ja, sicher gibt's die noch. Das Problem ist eher das Verständnis davon, was denn überhaupt überragende Ingenierskunst ist...
Sorry, wenn ich da kurz abschweife, aber es passt thematisch halt einfach super... Ich hab dieser Tage mal ein wenig bei Youtube rumgegoogelt, wie die Leute Aufstellpools winterfest machen, ohne sie abbauen zu müssen. Da war einer dabei, der hat sich aus 2m langen 40er HT-Rohren und aufgesägten T-Stücken ein "Dach" gebaselt, auf dem die Folie aufliegt, ohne dass sich Wassersenken bilden. Mega Idee, habe ich direkt nachgebaut, funzt super!
Bei den Kommentaren war einer aus der Fraktion dabei, die jede passende und unpassende Gelegenheit nutzen, um den Niedergang des Landes heraufzubeschwören. Das Ganze sei ein hervorragendes Beispiel deutscher Ingenierskunst, von der es ja leider immer weniger gäbe. Und das war, anders als das von mir hier, keine Ironie, sondern ernst gemeint.
Und DAS ist halt das eigentliche Problem. Wenn wir anfangen, ein paar zusammengesteckte Rohre als deutsche Ingenierskunst zu bezeichnen, dann ist das ein Problem, denn so geil die Idee ist - sie ist halt einfach nur genau das - eine geile Idee, aber ganz sicher keine Ingenierskunst. Und auch, wenn das sicher etwas übertrieben ist - aber genau das ist das Problem unserer Autoindustrie (und einiger anderer Industrien auch). Wir halten uns immer noch für die Größten, weil wir irgendwann vor mehreren Jahrzehnten mal richtig gut darin waren, gute Autos zu bauen. Aber wir verpennen, dass heutzutage vielleicht noch nicht so sehr hier, aber auf jeden Fall dort, wo wirklich richtig viel Geld mit Autos verdient werden kann, die Vorstellungen davon, was ein gutes Auto ausmacht, völlig andere sind. Jetzt können wir uns natürlich noch ein paar weitere Jahre darauf ausruhen, dass der typische deutsche Michel immernoch am liebsten Autos kauft, die der Idee der ach so tollen deutschen Ingenierskunst entsprechen. Aber irgendwann sind auch bei uns diese Leute in der Minderheit, und wer bis dahin geschlafen hat... naja... dürfte klar sein.
Ich (50+) fahre nur deshalb einen Enyaq, weil das von den Fahrzeugen, die mein AG als Firmenwagen zulässt, noch das geringste Übel war. Und ich zahle für das Teil einen nicht unerheblichen Eigenanteil. Würde bzw. müsste ich ein BEV privat anschaffen, käme dieses aus China oder Südkorea. Und ja, ich weiß, dass da auch nicht alles gold ist, was glänzt. Aber für das nötige Kleingeld bekomme ich da FÜR MEINE ANSPRÜCHE sehr viel mehr Glanz. Und das, was die für meine Ansprüche besser machen als wir hier, sind auch keine Dinge, wo man sagen müsste, dass die unser Know-How abgezogen haben. Die haben sicher jede Menge Know-How abgezogen, was Fertigungstechniken angeht. Für so Sachen wie Design oder Software brauchte und braucht der Asiate aber keine Hilfe von uns; das bekommt der ganz alleine deutlich besser hin. Wie gesagt - für meine Ansprüche. Das ist, wie fast alles im Leben, natürlich höchst subjektiv.