Was für den Einen funktionieren mag und das heilige Land ist, ist für den anderen "a pain in the ass".
Meine Frau arbeitet seit 2 Jahren vollständig im Homeoffice. Anfangs war das toll; mittlerweile macht sich Ernüchterung breit.
Das "Team" als kollegialer Zusammenhalt gibt es nicht mehr. Jeder macht seins; was der andere macht ist ihm Wurscht. Das sehe ich auch bei mir in der Arbeit: es gibt Mitarbeiter, die habe ich seit 2 Jahren nicht gesehen. Ich weiß nichtmal, ob die noch bei uns arbeiten. Und inzwischen ist es mir auch egal.
Da wir eigentlich kein Arbeitszimmer haben, ist der Arbeitsplatz meiner Frau seit zwei Jahren der Schneidersitz auf der Couch mit dem Notebook auf dem Schoß. Eigentlich hat der Arbeitgeber gesetzliche Ergonomiepflichten. Das können wir im Homeoffice aber nicht umsetzen. Mit allen Konsequenzen wie z.B. Orthopädie- und physiotherapeutische Behandlungen, die wir selber zahlen müssen.
Eigentlich hat meine Frau einen Teilzeitjob. Im Büro beginnt die Arbeit mit betreten des Arbeitsplatzes und endet mit Verlassen des Firmengebäudes. Zuhause beginnt und endet die Arbeitszeit nie. Wenn sie um 16 Uhr den Computer ausschaltet und nicht mehr ans Telefon geht, muss sie sich immer mal wieder rechtfertigen, warum sie diese und jene Arbeit erst am nächsten Tag erledigt. Schließlich unterbricht sie doch auch tagsüber immer mal die Arbeit. Das stimmt natürlich: wenn die Kinder aus der Schule kommen macht sie was zu Essen, sie geht mit dem Hund raus, sie macht dem Postboten auf. Aber sie steht dem Arbeitgeber trotzdem von 8 bis 16 Uhr zur Verfügung. Im Büro wäre es egal, was der Arbeitgeber mit ihrer Zeit anstellt. Ob er ihr was zu tun gibt, oder sie fürs Telefon bewachen bezahlt wird, kann dem Arbeitnehmer egal sein. Im Homeoffice zählt Idle-Time ganz schnell zur privaten Freizeit.
Ich darf im Homeoffice meinen Firmenrechner an keine private Infrastruktur anschliessen (außer das VPN an den Router). Wenn ich was drucken muss, MUSS ich in die Firma fahren.
Niemals aus den eigenen 4 Wänden rauszukommen ist auch nicht förderlich.
Wie auch immer: ich bin froh 2 Heimarbeitstage zu haben, tue aber auch alles, um regelmäßig in die Firma zu fahren. Weil ich Zuhause zu viel gestört werden: kannst Du mal den Müll rausbringen, gehst Du mal mit dem Hund, Schatz der Drucker geht nicht, Ding-Dong wir sind von der Telekom und haben ein ganz tolles neues Produkt.
Ich arbeite sehr ungern Zuhause, wo bei ich noch eine Wahl habe. Meine Frau arbeitet gerne Zuhause, hat aber auch keine Wahl mehr. Es ist aber nicht alles eitel Sonnenschein im Homeoffice.