Hallo in die Runde.
Ich habe mir lang überlegt ob ich mal einen Beitrag aufmache mit meinen persönlichen ersten Erfahrungen und Eindrücken zum Enyaq. Normalerweise mache ich das nicht. Da die Liste der, in meinen Augen, erwähnenswerten Punkte aber immer länger wurde, habe ich mich nun doch dazu entschlossen mal meine Eindrücke hier zu lassen. Evtl. ergeben sich daraus neue Infos und Fragen oder es hilft dem ein oder anderen Unentschlossenem.
Vorab noch kurz was grundlegendes. Meine beiden letzten Fahrzeuge waren ein Golf 7 R-Line 2.0 TDI und ein Passat B8 Variant R-Line als Facelift mit dem BiTDI. Damit einher geht natürlich das mir zB. die Bedienlogik des Konzerns durchaus bekannt ist. Ob nun MEB oder MQB, der Aufbau von Menüs unterscheidet sich nicht grundlegend. Außerdem bin ich auch aus beruflichen Gründen dem Konzern verbunden, was meine Einschätzung an der Stelle aber nicht beeinflusst. Die letzten 6 Wochen bis zur Auslieferung des Enyaq bin ich mit einem e-Up gefahren - meine erste Elektroerfahrung.
Meinen Enyaq habe ich Ende März nach "nur" 285 Tagen abholen dürfen. Passend kurz vor Ostern - um direkt den Wagen im anstehenden Kurzurlaub testen zu können. Wir (zwei Erwachsene, zwei Kinder - 3 und 7 Jahre) waren etwa 500km auf Autobahn, über Land und in der Stadt unterwegs. Eine gute Mischung um das neue Auto kennen zulernen. Der Wagen kam wie bestellt, aber aus MJ23 wurde zum Glück ein MJ24. Es handelt sich um einen weißen RS mit Maxx Paket, AHK, Transportpaket und -Netz, ohne Schiebedach und auf den Standard 20" Rädern.
Direkt nach der angenehmen und auf meinen Wunsch recht kurzen Übernahme, habe ich mich mit der Software vertraut gemacht und mich sofort zurecht gefunden. Die Analogie zum Passat ist unbestritten. Dank MJ24 aber wesentlich schneller und super flüssig. Auf den ersten gefahrenen Metern wurde ich dann von der Ruhe eines E-Autos gleich voll abgeholt. Die Augen immer wieder auf den Tacho gerichtet um die richtige Geschwindigkeit zu wählen. Durch den praktisch lautlosen Antrieb und die echt gute Dämmung habe ich die Geschwindigkeit immer um etwa 20km/h unterschätzt. Auch meine Frau fragte mich ab und zu warum ich denn so schleichen würde. Dabei war ich schon ein gutes stück über der erlaubten Geschwindigkeit.
Der Enyaq liegt satter und besser auf der Straße als der Passat mit DCC. Der Passat war auf der komfortabelsten Einstellung bei Unebenheiten immer noch irgendwie poltrig, bei Bodenwellen jedoch wie eine Schiffsschaukel mit deutlichem Nachwippen. Auf Sport dann aber hart wie ein Brett und auf den hiesigen Straßen unfahrbar. Der Enyaq dagegen federt leiser und besser ohne dabei zu schwanken. Ich hatte bisher noch kein Bedürfnis die Dämpfer härter zu stellen. TOP
Zwar ist der Passat knapp 12cm länger mit 2cm mehr Radstand als der Enyaq, das Platzangebot im Fond ist gefühlt aber im Skoda besser. Keine Ahnung wo die da den Platz hergeholt haben. Das Kofferraumvolumen soll im Enyaq 60l kleiner sein, man merkt das optisch auch an der länge der Ladefläche, wir haben aber genau so wie im Passat alles für den Urlaub ohne Probleme unterbekommen. Die Breite des Skoda musste ich aber erst neu einschätzen lernen. Durch das höhere Sitzen wirkt der deutlich Breiter als der Passat was anfänglich das Fahren in engen Straßen durchaus interessant macht.
Der Travel Assist funktioniert genau so gut wie auch im Passat. Etwas nervig finde ich das lange Blinken beim (assistierten) Spurwechsel. Die Erkennung der Hand am Lenkrad ist etwas unempfindlicher, bei Passat reichten 2 Finger am LR um keine Meldung zu bekommen, jetzt muss eine ganze Hand anliegen. Ist aber OK. Die Fahrleistungen sind gut, ein spürbarer Fortschritt zu den 240PS / 500NM beim Passat. Ich hatte damals ein MJ23 RS mit 299PS zur Probe, der war gefühlt ähnlich "schnell" wieder Passat, die 40PS mehr kommen jetzt eben on top.
Die immer wieder aktivierte Geschwindigkeitswarnung nervt, es ist zwar relativ dezent aber ich mag prinzipiell kein Gebimmel im Auto. Ich nutzte auch im Passat die Warnung - aber nur Optisch ab 10km/h "drüber". Wenn ich das beim Enyaq genau so einstellen will muss fünf mal (?) touchen - und das immer wieder nach dem Start. Ich weiß, die Aktivierung ist kein Skoda "Problem" aber trotzdem zum Ko... Das gleiche mit der Auswahl des Fahrprofils. Ich fahre immer mit individuellen Einstellungen - auch das muss nach dem Start immer von "Normal" umgestellt werden. Geht zwar schnell aber trotzdem überflüssig. Das Argument "Homologation" zählt für mich nicht wirklich, da ich den Fahrmodus unter "Individual" auf ECO habe und damit so gesehen noch günstiger fahre als in "Normal".
Zur Bremse - ich sag mal so - wie eine Schüssel voller Kuchenteig. Ist vielleicht nicht anders umsetzbar durch die Rekuperation und die 2,3 Tonnen Masse sind für ein direktes Bremsgefühl auch nicht hilfreich, aber schön fühlt sich das nicht an. Auch ist mir aufgefallen das man beim Rangieren / Rollen sehr stark bremsen muss um wirklich stehen zu bleiben. Es fühlt sich an als schiebt der Motor munter weiter obwohl ich auf der Bremse stehe und anhalten will. Man gewöhnt sich dran aber die Hauswand beim ersten Einparken kam erschreckend nahe. Zum Thema Bremsen sei auch das immer aktivierte, vorausschauende Bremsen (Rekuperieren) selbst ohne ACC angesprochen. Beim Passat gab es das auch, aber nur bei eingeschaltetem Tempomaten. Meine Meinung zu der Funktion beim Enyaq ist noch gespalten, es hat Vor- und Nachteile. Vielleicht kann man das auch ausschalten?! Weiterhin finde ich die maximale Rekuperationsleistung etwas dürftig. Bei 120 und mehr km/h auf der AB reicht schon eine leichte Verzögerung und der blaue Balken ist ganz links angekommen.
Die Funktion der Schaltwippen finde ich irgendwie vertauscht. Ziehe ich Links (Minus) erhöht sich die Reku, ziehe ich rechts (Plus) verringert sie sich. Merkwürdig und für mich nicht logisch.
Den Verbrauch finde ich bisher übrigens sehr passabel. Am Wochenende sind wir zu viert 70km Richtung Erzgebirge gefahren, davon 15km Autobahn mit 125km/h der Rest hauptsächlich Landstraße. Hinweg 18kWh, der identische Rückweg 10kWh - im Schnitt 14kWh/100km. Meinen innerstädtischen Arbeitsweg fahre ich mit 12-14kWh, der VW e-Up lag hier bei 10kWh. Was will man mehr?
Nun noch ein paar Kleinigkeiten.
Die Sitzheizung empfand ich beim ersten Test etwas zu schwach, die Lenkradheizung dagegen sehr gut. Aber das wird sich erst im nächsten Winter richtig beweisen müssen.
Was mir "fehlt" im Vergleich zum Passat ist der DSG Hebel um die Hand mal ablegen zu können. Auch das die Mittelarmlehne nicht mehr horizontal ausziehbar ist finde ich schade.
Der "Tacho" der oftmals als zu klein beschrieben wird reicht mir völlig. Er zeigt genau das was er soll und ist sehr schön ins Armaturenbrett integriert. Auch beim großen Virtual Cockpit im Passat habe ich zu 99% nur auf die Geschwindigkeit, die Info für ACC und mal auf die Verbräuche geschaut. Genau das zeigt der Enyaq auch reicht also.
Die Canton Anlage macht mich fertig bei machen Songs klingt die recht passabel und für mich ausreichend. Bei manch anderen echt unterirdisch und es ist traurig wenn man bedenkt das das Aufpreis kostet. Wenigstens vibrieren die Türen nicht so wie beim Passat.
Auf bestimmtem Asphalt hört man deutliche Abrollgeräusche von der Vorderachse. Ist aber selten und vermutlich nur wahrnehmbar weil das Geräusch des Verbrenners fehlt.
Eine kleine Fehlfunktion hatte ich auch schon. Ich habe den Wagen per Kessy (Hand im Türgriff) aufgeschlossen, die Spiegel klappten aus, aber alle Türen waren verschlossen. Erst nach erneutem ab und wieder aufsperren ging es dann. Mal sehen ob das öfter auftritt.
Edit: Ein was habe ich doch noch. Die My Skoda App zeigt keine Verbrauchswerte. Bei VW konnte man in der passenden App den Verbrauch ab Start, ab Tanken und Langzeit auch in der App auslesen. Leider bietet die Skoda App dies nicht. Sehr schade.
So das wäre das Gröbste was ich loswerden wollte nach der ersten Woche Enyaq. Der Vollständigkeit hänge ich auch noch ein Bild ran.
VG
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