Ich zitiere mal aus der Auto-Bild, die ich gerade lese. Dort wird ein knapp 90.000 EUR teurer Mercedes E-Klasse Kombi getestet. Nun das Zitat:
„Die Materialien gefallen, dass Holzdekor (Anmerkung von mir: den Rechtschreibfehler habe ich drin gelassen 😉) knistert aber unschön beim Draufdrücken, wie auch die Dachkonsole“
So ähnlich habe ich dass hier auch schon gelesen, aber nicht so sachlich objektiv sondern gleich noch mit den Beschimpfungen Richtung Skoda, dass das unmöglich sei, Murks, die können keine Autos bauen, das ganze Auto ist Mist und man habe ja schließlich über 50.000 EUR für den Scheiß hingeblättert. Jetzt wüsste ich mal gerne, was im Mercedes-Forum abgeht 😀
Du sprichst mir aus der Seele.
Ja, ich finde der ein- oder andere sehr negative Ton und die damit vermeintlich zusammenhängende Lebenseinstellung in manchen Beiträgen hier im Forum trägt nicht gerade zur generellen Stimmungsaufhellung bei. Da ärgere ich mich oft, dass ich überhaupt die Zeit aufgewendet habe, das zu lesen. Und ich würde mich auf keinen Fall als kritikunfähigen Skoda-/Enyaq-Fanboy bezeichnen. Man kann/darf schon (sachlich) auch seine kritische Meinung äußern.
Aber zurück zum Thema:
Von Vielen schon angesprochen, aber meine persönlichen Top-Nervaspekte an unserem Enyaq 80 MJ2023 sind:
- (viel) zu langsames UI
- Nutzerbestätigung bei jedem Start
Wenn die langsame Software nicht wäre, würde ich vermutlich auch wohlwollender über einige suboptimalen Umsetzungen/Funktionen hinwegschauen. Irgendwie überlagert dieses träge Infotainment aber zumindest in meiner emotionalen Wahrnehmung alles und hinterlässt den Eindruck ein zwar schönes aber unmodernes Auto zu haben (also das Gegenteil von dem für das ein E-Auto zumindest meiner Meinung nach stehen sollte).
Allerdings hätte ich auch gewarnt sein können – früher habe ich Autos immer bewusst ohne eingebautes Navi gekauft (unser letzter war auch ein Verbrenner-Skoda), weil die immer viel zu lahm, träge und (bezügliche Kartenaktualität) ruckzuck veraltet waren. Da hat Skoda samt Volkswagenkonzern nun mal die falsche Historie. Sie müssen oder mussten (?) vermutlich erst mal erkennen, dass sie mit so einer Software, die bei der Verbrennerkäufergruppe vielleicht noch gereicht hat, bei einem E-Auto nicht mehr so wirklich punkten können.
Ich persönlich würde glaube nur noch auf Android Automotive gehen (auch da ist vermutlich zu schwache Hardware nicht unbedingt hilfreich, aber man kann schon mal weniger bei Navigation, Ladeplanung und Appintegration falsch machen). Tesla würde ich mir bei der Unternehmensleitung aus Prinzip nie zulegen (mal abgesehen vom subjektiven Designempfinden).
Es gibt da durchaus noch weitere „Nervpunkte“, mit denen ich aber eher leben kann (weil sie mir auch nicht bei jeder Fahrt begegnen):
- Warum geht der Travel Assist bei Aufhebung der Tempobegrenzung immer stur auf 130km/h und merkt sich nicht den zuletzt eingestellten (niedrigeren) Wert – oder von mir aus sollen sie einen Defaultwert bei fehlendem Tempolimit/Richtgeschwindigkeit konfigurierbar machen. Ich würde z.B. gern standardmäßig 120 km/h einstellen. Aber ständig manuell anpassen zu müssen nervt mich etwas. Gewöhnt man sich aber dran und ist verschmerzbar.
- Dass man den Fahrmodus bei jeder Fahrt neu ändern muss, wenn man denn nicht „normal“ unterwegs sein möchte. Verstehe ich nicht, könnte man doch nutzerbezogen festlegen lassen. Auch wenn ich bisher (bei 1.800 km Fahrleistung) auch noch nicht so wirklich die Unterschiede z.B. der individuellen Einstellung „Sport“ nur für Fahrwerk und Lenkung zu „Normal“ wahrnehmen konnte. So ändere ich den Modus quasi nie, weil ich nicht dran denke bzw. keine Lust habe 3x rum zu drücken.
- Warum gibt es kein Android-Auto-Fenster bei dem noch ein Radiofenster daneben passt (mit Anzeige des Radiosenders). Jetzt ist der Screen schon so groß. Richtig sinnvoll nutzen/einteilen kann man ihn aber nicht. Gut, man soll wohl auch das Skoda-Navi nutzen und nicht das geduldete Fremdprodukt.
- Die Hupe finde ich, wie von einigen angesprochen, auch etwas peinlich, wenn man sie denn mal braucht. Sogar meine 12-jährige Tochter hat sich beim ersten mal kräftig gewundert/amüsiert. Aber kann man mit leben. Oder zur Not halt aufrüsten (werd ich aber nicht machen).
- Der Canton-Subwoofer ist auch ein schlechter Scherz. Kann man sicherlich auch was machen, wenn man denn unbedingt will, aber die Sturm- und Drangzeiten sind vorbei. Man kommt schon gut klar mit dem Sound.
In Summe ist der Enyaq trotz alledem schon ein sehr gutes Auto mit m.E. vielen Vorzügen zur Konkurrenz. Wir haben z.B. bewusst die hinterradangetriebene Version genommen, um den für die Autogröße sehr kleinen Wendekreis zu haben. Konkurrenzmodelle (außer im Hause VW) haben einen unfassbar schlechten Wendekreis und bei den meisten ist es auch egal, ob man die Vierrad- oder die Hinterradversion nimmt, der ist einfach bei beiden gleich (schlecht).
Wie lange wir ihn fahren werden, muss sich die nächsten Wochen/Monate zeigen.
Mich nervt die Software, meine Frau die Außendimensionen (wieder anderes Thema). Ein 2024er MJ hätte aufgrund des Geschwindigkeitszuwachses beim Infotainment zumindest für mich sicherlich bessere Chancen gehabt.
Vielleicht suchen wir unser Glück auch nach einem Jahr in einem etwas kleineren Konkurrenzmodell. Ein 100% perfektes Auto wird man aber vermutlich bzw. relativ sicher sowieso nie finden.