Reichweite und Rekuperation bei Passfahrten
Als Faustformel taugt, nach meiner Erfahrung, für den ENYAQ 80iV an Pässen bei Bergfahrt etwa 10km zusätzlichen Reichweitenverlust pro 100 Höhenmeter, oder 2% zusätzliche Akkukapazität gegenüber der Anzeige einzuplanen.
Umgekehrt ergibt sich, nach meiner Erfahrung, der gleiche Wert auch für den Gewinn an Restweite bei Talfahrt. Beim Tanken auf der Höhe sollte man bei der Lademenge also 10km zusätzliche Reichweite je 100 Höhenmeter, oder etwa 2% Akkukapazität durch Rekuperation einplanen, damit der Akku bei Talfahrt nicht überladen wird.
Beispiel 1:
Wer den ENYAQ 80iV (480 km reale Reichweite bei 100% Akkuladung) auf dem Brennerpass (Höhe 1370m) bei Ionity in Richtung Italien tankt, und bis nach Trient (Höhe 194m) fährt (das sind 137km), da geht es quasi nur bergab, wird nahezu keinen Verbrauch in seiner angezeigten Restreichweite sehen:
Gewinn durch Rekuperation (1370m - 194m) x 10km/100m = 117,6 km minus gefahrene Strecke von 137km macht eine Reduktion der angezeigten Restweichweite von minus 19,5 km gegenüber Fahrtbeginn an.
In diesem Fall kann man beim Tanken auf der Höhe die Rekuperation bezüglich der maximal möglichen Akkukapazität quasi vernachlässigen, weil das Gefälle sehr niedrig ist.
Anders sieht das auf steilen Passtraßen aus, da hier die Rekuperation im Verhältnis zur gefahrenen Strecke dort erheblich höher ist.
Beispiel 2:
33 km Talfahrt über steile Passstraße von Vason (1650m) nach Padergnone (286m).
Gewinn durch Rekuperation (1650m - 286m) x 10km/100m = 136,4 km minus gefahrene Strecke von 33km macht eine Erhöhung der angezeigten Restweichweite von plus 103km gegenüber Fahrtbeginn an.
Achtung: Diese 103km müssen noch in dem Akku passen, wenn man losfährt.
Das muss man beim Laden an der Ladestation z. B. im Hotel auf dem Berg berücksichtigen.
103km entsprechen beim ENYAQ 80iV etwa 21,5% (103,4km / 480km x 100%). Wenn man oben bis 80% lädt, kann das schon eng werden. Wer bei Fahrantritt in diesem Fall sogar 100% lädt, muss sich über Gegenmaßnahmen, die das Auto ergreift, z. B. Heizung und Klima auf Maximum, Überlastung der Bremsen etc. nicht wundern. Man tut dem Akku und dem Auto auf jeden Fall nicht Gutes.
Bei Bergfahrten muss man einen äquivalenten Reicheweitenverlust, bzw. Akkukapazitätsreduzierung einplanen.
Fazit
Berg rauf:
Minimale Restreichweitenanzeige beim Start (damit man überhaupt hoch kommt)
-> Höhe/100m x 10km + Distanz
Berg runter:
Maximale Restreichweitenangabe beim Start (damit Akku nicht überladen wird)
-> 480 km - (Höhenunterschied /100 x 10km - Distanz)
Einfache Faustregeln:
Etwa 10km Abweichung in der Reichweite pro 100 Höhenmeter,
oder
etwa 2% Abweichung in der Akkukapazität pro 100 Höhenmeter