Vorgestern und gestern war ich das erste Mal richtig auf der Langstrecke unterwegs: Knapp 500 Km am Freitag von Saarbrücken ins Oberpfälzer Seenland und Tags drauf etwas mehr als 500 Km wieder zurück.
Wie ich weiter oben schon geschrieben hatte, habe ich die Tour im Vorfeld mit ABRP geplant und dort wurden mir pro Fahrt jeweils 2 Ladestopps ausgerechnet. Doch das sollte nur als grobe Orientierung dienen. Während der Fahrt wollte ich mich ausschließlich nach dem Navi des Enyaqs richten und auch die Ladeplanung nutzen. Und die Fahrt sollte der Travel-Assist so weit wie möglich übernehmen, also 130 km/h bei freier Strecke und selbstständig die Geschwindigkeit anhand der Schilder, Kartendaten bzw. des Verkehrs anpassen.
Losfahren wollte ich zuhause mit 100% und dann mal schauen, wo ich zum ersten Mal laden muss. Da ich in den letzten Tagen nur städtisch unterwegs war hat mir der Enyaq am Vorabend bei knapp 74% Ladestand eine Rechtreichweite von fast 400 Km angezeigt, das hätte bei 100% ja tatsächlich gereicht, ohne Autobahn. Daher rechnete ich damit, dass er am Morgen tatsächlich erst einmal keinen Ladestopp einplanen würde und nach den ersten Kilometern auf der Autobahn erkennt, dass es doch nicht genügt und dann einen Stopp einplant. So zumindest der Plan…
Doch aus Gründen, die ich noch erforschen muss, hat der Enyaq über Nacht na der Wallbox nicht geladen, so dass ich dann wohl oder übel mit 74% los bin. (Kleiner Einschub: Letzte Nacht hat die Ladung an der Wallbox geklappt!) Das Navi plante einen Ladestopp ein Aral Pulse kurz vor Nürnberg ein – doch ich wusste, dass ich den wohl nicht erreichen würde. So nach etwa 50 Km auf der Autobahn und Aufhebung der Geschwindigkeitsbegrenzung kamen dem Navi wohl die ersten Zweifel, ob das mit der Ladeplanung so klappen würde und ich werde darauf hingewiesen, dass es womöglich eine Umplanung gegen würde. Soweit sogut. Auf der Pfälzer Berg- und Talbahn (so nenne ich den Abschnitt der A6 zwischen Kaiserlautern und Wattenheim, wurde dann tatsächlich der Ladestopp weiter nach vorne umgeplant. Was da genau geplant wurde, kann ich nicht sagen. Es sollte nämlich nicht die letzte Umplanung gewesen sein… Die Fahrt selbst glitt wunderbar unaufgeregt daher. Bis auf kleinere Korrekturen musste ich auch in das Fahrgeschehen nicht eingreifen. Der Ladestand und die verbleibenden Kilometer sank stetig und schließlich wollte er mich bei Öhringen von Autobahn zu einem EnBW Lader führen. Ein kurzer Blick zu den alternativen Lademöglichkeiten (gefiltert nach >100KW und Powerpass) und da war ein Ionity Lader (Hohenlohe Süd) in Reichweite. Also wählte ich diesen aus, doch Öhringen bliebt in der Planung (weil ich als Restreichweite während der Fahrt mehr als 40 Km angegeben hatte). Am Ionity Lader bin ich dann mit 8% und ca. 30 Km Restreichweite angekommen. Geladen habe ich bis 90% und bin dann weiter. Einen weiteren ladestopp musste ich nicht machen und kam dann so mit etwa 40% Ladestand bei Speaker-City in Schwandorf an. Was dort gemacht wurde, könnt ihr hier und hier nachlesen.
Am nächsten Tag ging es dann wieder zurück. Da meine Bekannten, bei denen ich übernachtet hatte, keine Möglichkeiten zum Laden besaßen, bin ich nach etwas Sightseeing nach Wernberg-Köblitz zum dortigen Ionity-Lader gefahren um dort sowohl noch etwas für die Rückfahrt einzukaufen als auch dem Auto und mir Nahrung zu gönnen. Als ich dort ankam waren alle Ladestationen belegt, alle 4 Ionity-Säulen, alle Tesla-Supercharger und auch noch der Allego-Lader waren besetzt. An einem der Ionity-Lader stand ein britscher EV6 mit beendetem Ladevorgang, aber vom Fahrer war nichts zu sehen. So etwas ist ärgerlich Doch keine 5 Minuten nach meiner Ankunft kam ein ID3 Fahrer, beendete den ladevorgang und ich konnte loslegen. Auch wenn viel los war, hatte ich vor auf 100% zu laden, denn dann bräuchte ich nur noch kurz vorm Ziel noch einen ganz kurzen Stopp um auch sicher nach Hause zu kommen. Die knapp 50 Minuten bis dahin waren schnell vorbei und ich kam etwa 1 Minuten vor dem Ladeende wieder an mein Auto. Der EV6 war inzwischen weg und neben mir stand ein anderer Enyaq in grau. Doch bevor ich mir diesen genauer anschauen oder nach dem Fahrer Ausschau halten konnte, war mein Ladevorgang beendet und ein Ioniq5 kam ums Eck. Den sollte ich nicht warten lassen und fuhr dann schnell aus meiner Ladebucht.
Das Navi plante einen Ladestopp bei Dannstadt an der A61 ein und ich ließ es gewähren. Doch in Höhe Heilbronn kam das Navi mit einer Umplanung, nicht des Ladestopps, sondern der Route. Der Verkehrsfunk hatte es bereits angedeutet: Am Dreieck Hockenheim gab es wohl in der Baustelle einen Unfall und der Stau ging schon zurück bis zum Kreuz Walldorf. So wollte mich das Navi nun die A5 runter nach Bruchsal und von dort über Bundesstraßen an Speyer vorbei zurück auf die ursprüngliche Strecke schicken. Diese Umplanung ging nicht vollautomatisch, sondern konnte angenommen oder abgelehnt (= ursprüngliche Planung) werden. Dabei wurden auch der Zeitgewinn bzw. Verlust dargestellt. Ich nahm die Umplanung an, da ich dann nämlich bei Ionity Bruchsal West laden konnte (mit Powerpass günstiger). Dort gab es dann noch ein gekühltes Getränk. Zurück am Auto war dies schon wieder bei 80% und so ging es auf die letzte Etappe. Diese verlief ohne Probleme und ich kam mit knapp 40% wieder zuhause an.
Bemerkungen und Beobachtungen (rein Subjektiv):
- Zu jedem der „bald“ sein Update auf ME3 erhält, kann ich nur sagen: Ab dann ist die Navigation mit Ladeplanung echt benutzbar. Das Hantieren mir zusätzlichen Apps ist nicht mehr notwendig. Klar, es gibt noch Verbesserungspotential, aber der ME3-Stand ist absolut praxistauglich.
- Reichweitenangst hatte ich zu keinem Zeitpunkt auf der Fahrt (höchstens ein leicht mulmiges Gefühl als auf der Hinfahrt der Ladestand unter 10% ging, ähnlich wie wenn beim Verbrenner die Tankanzeige aufleuchtete).
- Kann es sein, dass die Ionity-Säulen verkehrt herum aufgestellt sind? Speziell bei der Raststätte Bruchsal ist mir das aufgefallen. Die haben ja oben eine Leuchte, die die verschieden Statuswerte anzeigt. Doch diese sieht man nur wenn man an der Säule vorbeigefahren ist. Die Säule 4 war nämlich gestern defekt, doch ich und auch später zwei weitere sind dort hin und haben dann erst später bemerkt, dass diese nicht ging. Das Licht oben war schließlich auch aus, also weder grün noch blau oder rot. Doch man konnte dies beim Heranfahren an die Säule nicht sehen.
- Das Fahren mit dem Travel-Assist hat wunderbar geklappt. Es gab nur während der gesamten Tour etwa eine Handvoll Feherkennungen, wenn z.B. ein Schild auf einer Ausfahrt fälschlicherweise für die Hauptstrecke erkannt wurde oder wenn in einer Baustelle angenommen wurde, dass doch wieder frei Fahrt wäre. Doch das konnte dann schnell wieder korrigiert werden. Sowohl Breme- als auch Fahrpedal wurden kaum genutzt.
- Baustellen und Stau werden zuverlässig angezeigt und auch bei zu starken Verzögerungen wird eine Alternativroute vorgeschlagen – so wie es sein soll.
- Frage in die Runde: Wenn auf einer dreispurigen Autobahn Tempolimit 120 ist, dann gilt das doch für alle Spuren, oder? Gestern gab es nämlich folgende Situation. Ganz rechts fuhren mehrere LKWs mit 80 Km/h. Auf der Mittleren Spur fuhren mehrere Autos mit so etwa 100-110 km/h. Ich bin dann ganz links mit den erkannten 120 km/h (ok, ich habe noch 3 km/h draufgepackt) gefahren. Doch plötzlich kam von hinten ein BMW mit etwa 200 angerast, mit Lichthupe und Blinker links. Und blieb dann so dicht hinter mir, dass ich weder Blinker noch Lichthupe mehr im Innenspiegel sehen konnte. Als ich dann meinen Überholvorgang ohne Stress beendet hatte und wieder auf die mittlere Spur fuhr, dröhnte der BMW mit einem wild gestikulierenden Fahrer an mir vorbei - nur um etwa 100 Meter weiter wieder auf ein anderes Auto aufzufahren. Ich habe da einfach meine Musik eine Stufe lauter gestellt und war wieder glücklich…
- Ah, und noch etwas: Auf der rechten Spur befindet sich keine Lava!
Hier die Zusammenfassung der Rückfahrt in Bildern: