Ich lese gerne die Erfahrungsberichte hier im Forum. Daher hier mein Bereicht zu meiner ersten E-Auto Erfahrung:
Wir haben eine Mietlücke eines in E-Auto Vermieters für ein verlängertes Wochenende mit einem Enyaq iv 80 gebucht.
Nach 1.400 km fanden wir es ein spannendes und schönes Auto. Und aktuell unser Favorit als Ersatz unseres Skoda Octavia.
Der Wechsel ist auf positive Weise unspektakulär. Reinsetzen und losfahren.
Gerade durch die großen Reifen und seine Proportionen wirkt der Enyaq schon bullig. Die Außenlänge fanden wir im Vergleich zu unserem Octavia nicht wirklich größer. Und der Platz im Inneren ist natürlich üppig.
Beeindruckend fand ich den kleinen Wendekreis des Enyaq (es war ein 80, kein 80x).
Meiner Frau hat besonders gefallen, wie viele Männer sich nach dem Auto umdrehen und es ihren Frauen erklären.
Die Ladestops fand ich völlig ok. Solange man sich traut, bei weniger als 20% zu tanken (und sich Ladesäule und Auto vertragen, s.u.) reicht für mich der Stop gerade zur Bio-Pause und zum Füße vertreten.
Mit Ladekarte meines heimischen Energieversorgers und Maingau Karte&App hat die Tour gut funktioniert. Als mit 15% SoC die Autorisierung mit beiden Karten an der Ladesäule fehlschlug, war ich als "Elektro-Neuling" aber schon etwas beunruhigt.
Ladeplanung
Grundsätzlich nicht völlig schlecht. Wenn die aktuelle Reichweite nicht bis zum Ziel reicht, dann plant er Ladestops ein. Sinkt die Reichweite durch höheren Energieverbrauch, dann plant er um.
Aber warum muss er immer 50 kW Lader ansteuert und die Supercharger vorher ignorieren? Und warum plant er eine stundenlange Komplettladung?
Da würde ich mir Einflußmöglichkeiten wünschen.
Und warum zeigt er die Entfernung zu Ladesäulen auf dem Weg in Minuten an, die Restreichweite aber in Kilometern?
Ich fand zur Planung die App Pump praktisch. Die kennt den Ladezustand des Fahrzeugs und liefert mir den SoC am Ziel. Damit konnte ich gut entscheiden, wie lange ich laden möchte.
Ansonsten habe ich mir Ladesäulen mit Moovility gesucht.
Software
Erschreckend, ich wünsche mir eine Reboot Funktion im Auto. Aral Pulse Lader und Enyaq haben sich einmal so „verheddert“, dass sich im Display des Autos gar nichts mehr bewegte. Und Laden lieferte nur die rote Leuchte. Und das Ladekabel entriegelte nicht. Witzigerweise haben die Navi-Ansagen und der Lautstärke-Slider noch funktioniert.
Glücklicherweise regnete es nicht, als wir am Ladepark 20 Minuten herumgewandert sind und auf „Busruhe“ gewartet haben.
Und mit ein paar mal verriegeln und entriegeln war auch das Ladekabel wieder frei.
An die rollenden Computer mit all ihren Bugs muss man sich auch dann gewöhnen, wenn man selber in der IT arbeitet.
Warum muss ständig das Display mit einer Meldung dunkel geschaltet werden? Beispielsweise „Mobiltelefon wird geladen“ oder "Neuberechnung der Route". Das kommt immer dann, wenn man das Display gerade zur Navigation über eine unübersichtliche Kreuzung braucht.
Ich würde mir eine Eco Taste für die Klimaanlage wünschen. Die Klima-Direkttaste ist zwar Klasse, es braucht aber trotzdem einen Klick zum Ausschalten und ein paar zum ursprünglichen Screen zurück. Und "Klimaanlage ausschalten" hat Laura nicht verstanden.
Ich würde mir auch einen etwas konfigurierbaren HomeScreen wünschen. Statt der Radio-Anzeige hätte ich die Fahrdaten parallel zur Navigation interessanter gefunden.
Grundsätzlich fand ich die Oberfläche aber schick und flott bedienbar.
Ein paar mal sind mir Reboots aufgefallen mit anschließendem "Funktion nicht verfügbar, bitte warten".
Assistenzsysteme
Die Verkehrszeichenerkennung, der adaptive Tempomat und TravelAssist haben grundsätzlich gut funktioniert.
Ab und zu gab es Fehlerkennungen. Wenn er fälschlich eine Aufhebung der Geschwindigkeitsbeschränkung erkennt, beschleunigt er schon ziemlich flott. In einer Baustelle ist das schon blöd.
Generell würde ich mir mehr Toleranz bei der Einhaltung der Tempolimits wünschen.
Das rekuperieren vor einer Tempobeschränkung funktioniert zwar gut, stößt bei anderen Verkehrsteilnehmern aber auf Unverständnis.
Ich fahre in der Regel so, dass ich das Tempo zwar bereits vor der Beschränkung reduziere, je nach Gegebenheiten das Zieltempo aber erst nach dem Schild erreiche. Und meist kalkuliere ich auch 5-10 km/h Toleranz/Abweichung ein.
Es ist also etwas erschreckend ist, wie häufig man intuitiv zu schnell fährt. Die Verkehrszeichenerkennung ist gnadenlos.
Den Tempomat als dritten Lenkstockhebel fand ich nicht praktisch. Ich habe einigen entgegenkommenden Autos aus Versehen Lichthupe oder Fernlicht gegeben, obwohl ich eigentlich den Tempomaten ein oder ausschalten wollte.
Man gewöhnt sich vermutlich dran. Irgendwo muss man die Funktionen ja unterbekommen.
OnePaddleDrive ist Geschmackssache. Ich fand D mit Auto-Rekuperation für meinen Fahrstil erstaunlich treffsicher.
Fazit
Ich will einen haben.
Ursprünglich wollte ich einen 80x. Als 80 ist der Enyaq zwar kein Rennwagen, ich fand ihn aber absolut angemessen motorisiert.
Der kleinere Wendekreis und der etwas niedrigere Verbrauch sprechen für mich für den 80 und gegen den 80x.
Bei der Größe und dem Gewicht der Heckklappe ist die elektrische Öffnung keine Spielerei mehr. Der Mitwagen hatte keine.
HUD fände ich cool. Meine Frau will das gar nicht. Der Mietwagen hatte keines. Vermutlich werde ich ohne bestellen.