Die MEB-Fahrzeuge haben grundsätzlich, wie quasi alle E-Fahrzeuge einen oberen und unteren Puffer. Das ergibt sich schon aus dem BMS. Wie Vorredner schon sagten ist Volladen auf "echte" 100% eher schädlich. Dabei spielt aber nicht nur die Kapazität eine Rolle, sondern das bei einem Ladevorgang z.B. durch leicht unterschiedliche interne Widerstände in den Zellen unterschiedliche Spannungen entstehen können. Diese werden durch das BMS dann wieder "geglättet", aber nicht in Echtzeit. Würde man jetzt bis volle 100% aufladen, z.B. 100x Zellen in Reihe = 420V, dann könnten einige Zellen bereits über 4,2V liegen, während andere noch darunter liegen. Das gesamte package hat aber die gewollten 420V. Damit würden die Zellen die leichte Überspannung bekommen geschädigt werden.
Es gibt aber noch einen banaleren Grund für eine obere Reserve. Und zwar die Rekuperation. Nur mit einem nicht voll ausgenutztem Akku-Pack kann man gewährleisten, das auch im "vollgeladenen Zustand" noch Rekuperation möglich ist. Die Rekuperation ist nicht nur ein nettes Beiwerk, sondern auch Teil der Auslegung der Bremsanlage. Deswegen haben wir hinten auch nur ne Trommelbremse. Wer fast vollgeladen einen Abhang runter fährt, vielleicht auch noch zusätzlich mit Anhängerlast, will bestimmt nicht, dass die Bremsanlage überfordert wird, weil die Reku ausfällt.
Und noch zwei, drei Worte zum unteren Puffer. Auch hier gibt es verschiedene Überlegungen. Zunächst möchte man auch wieder die Zellen schützen, da Unterspannung die Zellen nachhaltig schädigt. Diesen Spannungsbereich kann man also schon einmal ausschließen, wenn man etwas unteren Puffer hinzufügt. Jetzt gibt es aber noch ein zusätzliches Problem: Die Spannung eines Akkupacks ist bei einem bestimmten SoC nicht konstant, sondern hängt von der Last ab, die gerade abgerufen wird. Auf deutsch heißt das, die Spannung bricht ein, wenn man auf´s Gas latscht. Dadurch könnte im Extremfall die Spannung einzelner Zellen unter ihre maximale Entladetiefe fallen und sie würden geschädigt werden. Und deshalb der Sicherheitspuffer.
Außerdem ist das auch der Grund für die "Schildkröte". Denn je weniger Leistung man abrufen kann, desto geringer der Spannungseinbruch.
Das die unteren Puffer teilweise sehr großzügig ausgelegt sind sieht man auch wieder gut bei Tesla, weil die fahren ja noch ewig weiter, wenn man 0% erreicht hat.
Bei VW habe ich eher die Erfahrung gemacht, dass der Puffer auch vorhanden ist, aber anscheinend die Leistung vom BMS so beschnitten wird, dass man quasi nicht weiter fahren kann, wenn 0% erreicht sind.
Mit dem Citigo bin ich mal mit einer Restreichweite von 2 km von der BAB abgefahren. Da fuhr er schon nur noch 70 km/h und nahm kein weiteres Gas mehr an. Ich glaube nicht, dass ich viel weiter gekommen wäre. Laut Car Scanner hatte der Brutto-SoC aber noch 4%.