Mittlerweile ist es ein paar Tage drüber, aber vorletzte Woche feierte der Enyaq 500 Tage bei uns in der Familie.
Ich möchte hier eine Zusammenfassung meiner Erfahrungen und meiner Meinung geben.
Andere haben vielleicht andere Erfahrungen gemacht, aber dies ist "mein" Rückblick!
Bestellung / Lieferung
Naja, mit einer Lieferzeit von über 400 Tagen gehöre ich noch lange nicht zu jenen, die hier am längsten auf das Auto gewartet haben.
Noch nie habe ich auf ein bestelltes Fahrzeug so lange gewartet - allerdings, ich habe bereits 1999 schon mal auf einen VW Passat über 8 Monate gewartet. So gesehen waren es auch nur 50% mehr.
Auch anders als andere hier im Forum fühlte ich mich von meinem Händler immer gut informiert - ändern konnte er es aber auch nicht.
Die Lieferung und Übergabe war dann aber sehr gut. Der Händler hat sich einen ganzen Morgen Zeit genommen und mir alles gezeigt.
Der Händler hat auch den Wechsel der Fahrzeugpapiere organisiert. Ich bin mit meinem alten Auto auf den Hof gefahren und mit der gleichen Autonummer und neuem Auto wieder vom Hof gefahren.
Noch heute schreiben der Händlier und ich uns hie und da Emails auch ohne das ein dringendes Problem besteht.
Anschaffungskosten
Häufig werden Elektroautos kritisiert, dass sie derartig teuer seien. Und ja, sie sind teuer.
Aber bei mir fiel das am Ende gar nicht so ins Gewicht.
Ich bin vorher einen VW Touran gefahren und habe mir zum Vergleich nicht nur den Enyaq konfiguriert sondern auch einen neuen Touran.
Beides so wie ich ihn bestellen würde (bzw. den Enyaq dann auch bestellt habe).
Ja, der Enyaq war teurer und ich wäre früher nicht auf die Idee gekommen für einen Skoda soviel Geld auszugeben. Verglichen mit dem VW ID.4 war der Enyaq aber günstiger und besser ausgestattet.
Über meinen Arbeitgeber konnte ich einen ansehnlichen Flottenrabatt bekommen. Prozentual war der bei VW und Skoda gleich - aber aufgrund des höheren Preises ging aber beim Enyaq dadurch absolut gesehen ein höherer Betrag weg.
Dazu kam ein spezieller Elektroauto-Rabatt von Skoda und für meinen bestehenden Touran erhielt ich vom Skoda Händler interessanterweise etwas mehr geboten als vom VW Händler.
Am Ende habe ich für den Enyaq annähernd den gleichen Betrag bezahlt als ich für einen Touran auf den Tisch gelegt hätte.
Aufgrund der langen Wartezeit hat sich der Listenpreis des Enyaq zwischen Bestellung und Auslieferung deutlich erhöht. Das habe ich nicht genauer verfolgt, aber das müssten fast 10'000 CHF gewesen sein.
Das war aber keine Diskussion für meinen Händler - ich hatte einen Vertrag mit einem Betrag darin und genau daran hat er sich gehalten.
Auch die zusätzlichen Kilometer welche der Touran aufgrund der Wartezeit dann auf dem Zähler hatte, wurde nicht berücksichtigt. Ich habe den vollen vereinbarten Betrag gutgeschrieben bekommen.
Anwendung (sprich das Fahren, der Platz, etc.)
Hier muss ich vorausschicken, dass ich mich ungefähr anderthalb Jahre mit Elektroautos in der Theorie befasst habe, bevor ich bestellt hatte. Und dann habe ich ja noch über ein Jahr gewartet.
Dadurch wusste ich schon vorher, auf was ich mich einlasse. Auch dass ein Elektroauto zu meinen Fahrgewohnheiten passen wird und ich relativ wenig anpassen muss.
Natürlich bin ich in der privilegierten Lage eine Wallbox in der Einstellhalle installieren zu können.
Und heute muss ich sagen, es ist so eingetroffen!
Für mich passt es super und ich bin sehr zufrieden mit dem Auto!
Ich komme in der Schweiz fast überall hin (private und auch Kundentermine) und auch wieder nach Hause ohne Laden zu müssen.
Bei den paar längeren Urlaubsfahrten bzw. Firmenanlässen in Deutschland liessen sich die Ladestopps ohne Problem in notwendige Halte (Mittag- oder Abendessen, Toilette, etc.) in die Route integrieren.
So bin ich zum Beispiel von Zürich in knapp über 3.5 Stunden (inkl. Ladestop) zu unserer Niederlassung in München gefahren. Meine frühere Rekordzeit mit dem Verbrenner war nur gerade 42 MInuten schneller.
Aber, ich habe auch schon mal 2 Stunden länger gebraucht als es auf der A96 ein grosser Unfall gab. Das muss man immer auch einrechnen und dann fällt die reduzierte Geschwindigkeit des Elektroautos nicht ins Gewicht!
(Und ja, auch mit dem Verbrenner bin ich nie schneller als 160 km/h gefahren auch wenn es erlaubt wäre ... als Schweizer bin ich mir es wohl nicht gewöhnt, empfinde schneller Tempi aber nur als extrem anstrengend)
Platz war das Hauptargument für den Enyaq und hier passen wir als 5-köpfige Famile (zwei der "Kinder" sind mittlerweile selbst "erwachsen") selbst für den Skiurlaub inklusive alles Gepäcks bequem Platz.
Also für uns als Familie passt das Auto perfekt!
Was könnte besser sein?
Das allererste das hier in den Sinn kommt ist die App - die ist nahe an einer Zumutung. Gott sei Dank muss ich die nicht sehr regelmässig verwenden.
Was mich beim Fahren aber wirklich stört ist die falsche Verkehrszeichenerkennung. Wobei das so auch nicht richtig ist, denn das Problem ist, dass Verkehrszeichen erkannt werden, die mit der befahrenen Strasse nichts zu tun haben.
Da muss man immer etwas aufpassen, dass das Auto nicht plötzlich voll in die Eisen geht, nur weil es ein Tempo 30 Schild an einer Nebenstrasse gesehen hat.
Der einzige weitere Punkt der mir einfällt wäre die Spracherkennung. Vielleicht liegt es an meinem Schweizer Akzentes, aber die liebe Laura versteht mich höchstens 5% der Zeit. Und in dieser Zahl sind "Nach Hause" und "Zur Arbeit" die doch meist funktionieren bereits eingerechnet.
Betriebskosten
Nun, die kenne ich nicht wirklich!
An öffentlichen Ladesäulen habe ich seit Inbetriebnahme für knapp über 100 CHF geladen. Das habe ich beim Verbrenner früher so ca. alle 2 Wochen zum Tanken ausgegeben.
Aber meist lade ich an der heimischen Wallbox, die zudem auch Überschuss von der PV-Anlage verladen kann. Aber hier habe ich keine Statistik gezogen.
Mein Haus produziert Wärme und Warmwasser seit ca. 15 Jahren mittels einer Wärmepumpe und ich muss sagen, noch nicht mal an der Stromrechnung kann ich das Elektroauto eindeutig erkennen.
Mir ist klar, dass da Kosten sind - aber ich spüre sie nicht wirklich im Portemonnaie noch auf dem Konto.
Werkstatt / Reparaturen
Da gibt es nicht all zu viel zu berichten.
Beim Reifenwechsel von Winter- auf Sommerreifen wurde im 2023 die Gelegenheit genutzt ein SW-Update einzuspielen. Da musste ich einfach 15 Minuten länger warten.
Dann hat es meine Neulenkerin im Hause hat es geschafft, das eine Rücklicht zu beschädigen.
Wurde von der Versicherung bezahlt, aber es ging fast 2 Monate bis der Karosseriespengler das Ersatzteil erhielt.
In jüngerer Vergangenheit machte der TravelAssist immer mehr Probleme.
Nicht nur dass er immer häufiger einfach rausfiel, er zeigte auch wirklich komisches Verhalten.
Der Händler holte sich darum im Juni das Auto für zwei Tage in die Werkstatt um den Problemen auf den Grund zu gehen. Und bei der Gelegenheit meinen Enyaq direkt auf Version 3.7 upzudaten.
Seither funktioniert wieder alles tiptop! Allerdings konnte ich sonst noch nicht viel in meinem Alltag entdecken, was bei 3.7 anders wäre als vorher.
Zukunft
Ich gehöre zu den "Verrückten", die sich das Elektroauto gekauft haben. Ich habe es nicht im Abo und auch nicht geleast.
Daher schaue ich mir nach wie vor andere neue Elektroautos mit Interesse an, aber eigentlich plane ich noch ein paar Jahre mit meinem Enyaq zu fahren.
So, jetzt hoffe ich, dass es für Euch interessant war.
Nachfragen dürft Ihr immer gerne.
Liebe Grüsse
Joe