Stromspeicher für PV Anlage: Das kann sich doch nie und nimmer lohnen, ausser aus Idealismus!

  • Hallo Zusammen


    Ich möchte gerne eure Meinung bezüglich Solarstrom Speicher haben.


    Wir haben seit Dezember 2016 eine 14kWp PV Anlage von Solaredge. Das Thema Stromspeicher hatten wir vor 6 Jahren mal angesehen und verworfen, da absolut unrentabel.

    Da die Akkupreise im letzten Jahr massiv gesunken sind, haben wir es uns nochmals ansgesehen und bemerkt, dass es sich -für uns- finanziell immer noch überhaupt nicht lohnt!


    Warum?


    Bedingungen:


    Standort Schweiz, am Zürichsee (eigenes EW der Gemeinde)

    In diesem Jahr 2024 zahlen wir einheitlich (24h) 26.7 Rappen = 28 Euro Cent pro kWh


    Als Einspeisevergütung bekommen wir 20 Rappen = 21 Euro Cent pro kWh


    Als Akku Grösse wurde mit 15 kWh gerechnet.


    Wir konnten für das Jahr 2023 die Daten im 15 Min Abstand von der Solaredge Cloud holen, mein Mann hat ein kleines Simulationstool geschrieben das die Daten (Produktion, Verbrauch und Export/ Import) berücksichtigt.

    Die Daten geben ein volles Jahr 2023 mit E- Auto (Enyaq iV60) wieder (2 Personen Haushalt). Seit Juli 2023 kann ich Überschuss gesteuert laden (go e Controller)


    Ich muss es als Grafik einfügen, sonst geht die Formatierung/ Tabelle verloren:

    Vergleich mit ohne Akku_klein.jpg


    Unterschied bzw. gespart mit dem Akku: 3064-2945 = 119.- pro Jahr!



    Zuerst konnten wir die Zahlen fast nicht glauben! Zu 2018 gab es keinen Signifikaten Unterschied bezüglich Wirtschaftlichkeit!


    Damals kostete die kWh zwar nur 14 Rappen (Nachttarif), die Einspeisevergütung war aber auch nur 4.7 Rappen.


    Die angehängte Grafik verdeutlicht das Ganze nochmals:


    Simulation mit 15kWh Akku.jpg


    Man sieht deutlich, dass die Ladung des Enyaqs am Abend den Speicher leert.

    Ist man in die Ferien (Mitte Mai bis Juni), dann bleibt der Speicher voll.



    Die kleine Differenz von 7 Cent pro kWh die wir für den Export (21 Cent) und den Import (28 Cent) macht den Speicher teuer bzw. zahlt sich nie ab oder nur sehr, sehr langsam (länger als die erwartete Lebensdauer)

    Oder anders gesagt: Der Akku mit 15 kWh Kapazität der etwa 10k Euro kostet, wird mit einer Ladung nur (15kWh*7Cent) etwa 1.05 Euro sparen. Dabei gibt es die Winterzeit wo der Akku nicht voll wird.



    Meine Frage in die Runde:


    -> Wie seht ihr das?


    Es gibt ja einige die einen Speicher haben, ich hätte (aus idellen Gründen) auch gerne einen, zumal ich ihn weitgehend selber bauen könnte (mache viel mit Victron Multiplus für Inselanlagen)

    Wir wären auch bereit, einen Aufpreis dafür zu bezahlen, aber da es so krass unwirtschaftlich ist, lohnt es sich für uns definitiv nicht. Die geladene kWh im Auto ist da viel lohnender.

    Es gibt natürlich noch andere Gründe/ Vorteile eines Speichers, die will ich auch nicht negieren wie Autarkie, etc.


    Ich bin gespannt auf eure Antworten!


    Gruss, Stefan

    Enyaq iV60, graphit grau, Loft Stoff/Kunstleder grau, Infotainment Plus (HUD), Parking "Clever" Plus,

    Convenience Basic, Assisted Drive Basic, WP, AHK, 8J x 19" «Regulus» glanzgedreht, Speaker City Premium Soundsystem


    WB: go-e flex gemini mit go-e controller

    PV: SolarEdge 14kWp

    2 Mal editiert, zuletzt von xmds ()

  • Nimm Zahlen aus Deutschland wie bspw. Strombezugkosten von 38ct. und Einspeisevergütung von nur 9ct. und schon sieht die Sache schon ganz anders aus. Wichtig ist bei der Auslegung der Speichergröße zu schauen, dass man den Speicher auch voll und vor allem am Besten jeden Tag leer bekommt, um keine "brachliegende Hardware" zu haben.


    Aber auch diese Speicher ja/nein Diskussion wird sehr kontrovers sein, da extrem von den individuellen Randbedingungen abhängig.


    Als nächstes kommen dann die Leute mit dem Argument, aber ein E-Auto über Speicher laden ist doch energetisch nicht sinnvoll, da doppelte Verluste...


    EDIT: Nicht jeder hat halt die Möglichkeit sein E-Auto an der WB zu laden zu den Zeiten wo auch die PV Anlage gerade produziert.

  • xmds

    Ich habe seit März 2022 eine PV-Anlage mit 15.1 kW Peak und 13 kWh-Speicher. Ich habe den Speicher dazugenommen, um möglichst hohe Autonomie zu erzielen. Mir war dabei völlig bewusst, dass der Speicher reine Liebhaberei ist und sich nicht rentiert. Bis Dez. 2023 hatten wir kein Elektroauto. Da hat der Speicher noch mehr Sinn ergeben, da wir tagsüber Strom speichern konnten und dann abends, wenn es dunkel ist, diesen für Kochen, Waschmaschine, Geschirrspüler etc, ohne Komforteinbusse verbrauchen. Das konnte man auch sehr schön im Verbrauchsprofil sehen und hat uns ein "gutes Gefühl gegeben": Wir haben unseren selbst produzierten Strom auch selbst verbraucht.

    Mit dem Elektroauto hat man mehr Flexibilitätsoptionen, so dass der Stromspeicher weniger Sinn ergibt. So kann man die PV-Spitzen tagsüber gut im Elektroauto speichern, so dass der Speicher im Keller ein Stück weit überflüssig ist.

    ENYAQ Sportline 85x, Graphit-Grau, Sportline Maxx-Paket, Transportpaket, AHK.


    Ihr da Ohm, macht doch, Watt Ihr Volt!

  • Der eine Faktor ist wie Kollege Stumpoli erwähnt hat dass in D ganz andere Vergütungen (Strompreis, Einspeisevergütung) vorherrschen. Zum anderen hat meine Frau das Buch "Blackout" gelesen. Und dann wollte sie unbedingt eine Ersatzstromversorgung. Und die geht ohne Speicherbatterie nun mal nicht.

  • Hallo,

    das Thema Speicher ist extrem individuell. Bei dir ist die Differenz zwischen Einspeisevergütung und Strompreis sehr klein, das spricht natürlich gegen Speicher. Bei mir ist die Vergütung bei 13 Cent und der Strom kostet 32 Cent (bis vor Ukraine 20 Cent, da war meine Situation mit deiner Vergleichbar bei < 10 Cent Unterschied).

    Seit ich PV habe betrugen meine Stromkosten ca. 400-450 EUR pro Jahr, jetzt etwa 550-600€. Der Speicher kann die auch nur maximal halbieren, spart mir also max. 300€ im Jahr (vor Ukraine 200€). Da brauche ich gar nicht weiter zu rechnen bei ca. 8.000€ Anschaffungskosten. Deine Zahlen sind also durchaus realistisch.

    Wenn die Heizung über Strom läuft und ein BEV vorhanden ist, sieht die Rechnung ggfs. wieder ganz anders aus. Bei deiner kleinen Differenz zur Einspeisevergütung bleibt das aber vermutlich immer so, dass du keine Amortisation berechnet bekommst, die kleiner als die zu erwartende Lebensdauer der Batterie ist.

    Wenn ich jetzt ganz gemein wäre, würde ich ja sagen, wer ein Haus am Zürichsee hat, kann auch mal aus reinem Idealismus 10.000 Franken in einen Akku investieren, auch wenn er sich nicht rechnet (bitte nicht in den falschen Hals bekommen ;) )

    Ich denke aktuell auch stark über das Thema nach. In D zahlt man keine Mehrwertsteuer mehr für die Batterie, das macht die Anschaffung wieder günstiger. Strom wir in Zukunft eher teurer und mein Strombedarf, wenn ich von Gas auf Wärmepumpe und von Diesel auf BEV umsteigt, höher. Strom ist dann mein einziger Energieträge und ich hänge zu 100% an dessen Preis. Mit einem Akku erhöhe ich meine Unabhängigkeit bzw. bin von steigenden Preisen zu weniger Prozentwerten getroffen. Und falls die Preise fallen, partizipiere ich davon auch, nur mein Akku würde sich schlechter rechnen.

    Ich für meinen Teil würde das auch machen, wenn es sich vermutlich nicht voll rechnet, einfach nur für das geile Gefühl, von April bis September den Stromzähler auf der Stelle stehen zu sehen :)

    Bei mir ist aber auch das Haus seit zwei Jahren bezahlt (was der größte Kostenblock war) und aktuell sehe ich einfach nicht mehr die großen Ausgaben. Und ich investiere lieber 10K in einen Akku der sich nicht rechnet als in eine Kreuzfahrt.

    Einen Audi TT RS oder Porsche 911 fährt man ja auch, weil es sich wirtschaftlich rechnet ;) und der Dacia im Vergleich auf Dauer einfach zu viel kostet.

  • Stumpoli : Danke für die Zahlen, wir haben es eben durch unseren Simulator durchgelassen, da sieht es schon ganz anders aus!


    Zusammengefasst sind die Zahlen:


    Unterschied bzw. gespart mit dem Akku: 2771-2040 = 730.- pro Jahr!

    (Tabellen sind mühsam im Forum, darum hier nur der effektive Unterschied)


    Ja, da rechnet sich der Akku deutlich schneller!


    Volta : Verstehe ich durchaus. Ich habe durch meine Selbständigkeit ab und zu die Möglichkeit, am Tag mit Sonne zu laden.

    Bin gespant wie es dieses Jahr aussieht, wenn ich den go-e Controller das ganz Jahr über nutzen kann um Überschuss gesteuert zu laden.



    Gruss, Stefan

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    PV: SolarEdge 14kWp

  • Danke für die schnellen und informativen Antworten!


    Im Grunde fühle ich mich bestätigt: Der Speicher ist meist eine "idelle" Sache und gibt ein gutes Gefühl -was auch viel wert sein kann.


    Bert2024 :

    Ich stimme Dir voll zu und Deine Antwort ist nicht in den falschen Hals geraten ;) ! Die 10'000 könnten wir problemlos aufwerfen, sind aber wohl in einer Wärmepumpe (wir heizen noch mit Gas) besser investiert und bezüglich grauer Energie wohl auch weniger "dunkel".

    Wir hätten den Speicher noch so gerne im Haus, zumal ich wie geschrieben fast alles selber machen könnte. Wir waren ob den tiefen Akkupreisen schon ganz euphorisch bis die Ernüchterung kam, als wir die Zahlen vom Simulator sahen!

    Das konnten wir fast nicht glauben, ist aber wohl so! Bei den Preisen von Stumpoli sieht es dann schon ganz anders aus, da hätten wir wohl den Speicher gemacht.



    KHProtzer :

    Verstehe ich durchaus als Argument! Mein Solarteur hat auf meine Frage hin ob wir einen Speicher für den Blackout kaufen soll gesagt: Nimm ein gutes Dieselaggregat, das ist viel günstiger und für den sehr unwahrscheinlichen Fall eines Blackouts auch wirtschaftlicher (kein Witz!).

    Man darf auch nicht vergessen, dass Strom nicht alles ist: Das (Trink) Wasser kommt auch nur wenn Strom in der Kommune vorhanden ist (Ozonierung, Pumpen, Reservoir). Da habe ich vorgesorgt: Der See ist nah, der Katadyn Wasserfilter vorhanden und mit 40 Liter Diesel kann ich sehr lange kochen.

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    PV: SolarEdge 14kWp

  • Ende letzten Jahres hat meine Frau, sie hatte an dem Tag HO, erwähnt das kurz mal der Strom weg war, sie aber nach ein paar Sekunden weiterarbeiten konnte. Nachträglich hat sich herausgestellt dass durch einen Brand in einem Trafohäuschen im Ort der Strom über eine Stunde weg war. Insofern hat sich das schon rentiert. Und war gleichzeitig ein guter Funktionstest.

    Trinkwasser kommt bei uns aus einem Hochbehälter im Ort. Bis der leer ist kriegen wir also auch Trinkwasser ohne Strom. Und Toilettenspülung und Waschmaschine laufen über Hauswasserwerk und Zisterne. Klogänge und saubere Klamotten sind also bei einem Blackout bei uns kein Problem. :D

  • Servus Stefan,


    es wurde ja eigentlich alles gesagt. Ich sehe das auch wie Bert2024. Was allerdings noch zu ergänzen wäre, ist, dass der Speicher

    mit 15 kWh für deine Anlage viel zu groß ist. Im Sommer steht er die ganze Zeit voll rum und im Winter wird er sehr oft leer sein. Das vermindert die Rentabilität noch zusätzlich.

    Ein Beispiel, meine SE PV-Anlage ist mit knapp 15 kWp in etwa mit deiner vergleichbar. Zur Zeit gibt es eine große Anzahl von Tagen wie gestern, an denen ich etwa 5,5 kWh produziert habe.

    64% (3,51 kWh) davon habe ich direkt verbraucht, 1,95 kWh habe ich eingespeist bzw wären für einen Akku übrig geblieben. Bei deiner Anlage würde ich einen Akku zwischen 5-8 kWh wählen

    damit es überhaupt noch Sinn macht. Ich bin auch ohne Akku durch PV-Überschussladen der Enyaq´s schon bei mehr als 60 % Eigenproduktion. :)


    Gruß

    Sascha

  • Im Grunde schreibst du es ja schon selbst. Ihr habt nur 7ct Unterschied zwischen Bezug und Einspeisung. Mit grob angenommenen 200 bis 250 Vollzyklen im Jahr kommt ihr auf 200 bis 250€ Ersparnis.


    Vermutlich ist der Speicher mit 15 kWh zu groß. Um das zu verifizieren, müsste man euren Stromverbrauch kennen.


    Versucht doch mal das PV Tool des Akkudoktors. Da werden mehrere Akkugrößen simuliert und ihr könnt euch ausrechnen, was die optimale Speichergröße ist. Soll heißen, wie groß muss der Speicher sein, damit er sich schnellstmöglich amortisiert. Ihr könnt sogar euer Verbrauchsprofil hochladen, um genauere Ergebnisse zu bekommen.

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