Halbleiter-Engpass in der Autoindustrie
Warum die Chipkrise (auch) ein Luxus-Problem ist
Weil winzige Bauteile fehlen, warten Käufer lange auf Neuwagen – Nachschub kommt auch aus neuen Fabriken nur langsam. Reiche Autofahrer können das Problem jedoch umgehen.
Aus Dresden berichtet Martin Wittler
08.08.2022, 17.33 Uhr
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Ein modernes E-Auto benötigt im Schnitt etwa 1300 Chips nur für den Antriebsstrang, rund doppelt so viele wie ein Verbrenner. Allein im Wechselrichter eines Elektroautos werden bis zu 600 Halbleiter eingesetzt, um den Gleichstrom der Batterie in Wechselstrom umzuwandeln, mit dem die E-Maschine angetrieben wird. Hinzu kommt: Die Autoindustrie benötigt nicht nur mehr, sondern auch spezielle, vergleichsweise alte Mikrochips. Die braucht es, um die teils hohen Spannungen eines Autos sicher händeln zu können.
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Luxusgut Halbleiter
Denn einige Hersteller, etwa Mercedes-Benz, verteilen die verfügbaren Halbleiter priorisiert auf die teuren Premiummodelle, weil mit ihnen am meisten Geld verdient werden kann . Das zeigt sich bei den Lieferzeiten: bei der elektrischen Luxuslimousine EQS (ab 109.000 Euro) liegt sie bei nur rund vier Monaten, beim wesentlich günstigeren EQA (ab 50.000 Euro) hingegen bei bis zu zwölf Monaten.
Was die Lage am Markt verschärft: Luxuriöse Premiummodelle benötigen besonders viele Chips. In einem Porsche sind 5000 Halbleiter verbaut, wie Porsche-Vorständin Barbara Frenkel Ende 2021 sagte . Benötigt werden sie etwas für zusätzliche Assistenzsysteme sowie Wohlfühlaccessoires wie Riesenbildschirme und Massagesitze.