Skoda muss Enyaq Produktion einschränken / stoppen – Produktionsausfall Werk - VW und Skoda fehlen Teile aus Ukraine

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    Um es nochmal zu sagen: Wir haben nie weniger, sondern immer mehr bestellt.

    Und so macht das jeder der Elektronikbauteile einkauft. Das ist die ganz normale Reaktion eines jeden Geschäftsmannes wenn etwas knapp zu werden droht. Leider steigert das das Problem insgesamt noch. Richtig befeuert wird das ganze wenn sich dann die Geschäftemacher auf den Markt begeben. Sogenannte Broker, die auskundschaften was knapp ist, zu teuren Preisen einkaufen und zu wahnwitzigen Preisen weiterverkaufen. Es ist grotesk was sich auf diesem Markt teilweise abspielt. Da werden Chips, die man normalerweise für 20 Euro einkauft plötzlich für das 100-fache angeboten. Wer eine große Anlage für hundertausend Euro baut und es genau an diesem einen Chip fehlt, der wird dann eben bezahlen. Das lässt sich in der Kalkulation schon unterbringen. Wer ein Massenprodukt fertigt, kann da nicht mitgehen. Der Einkaufspreis dieses einen Teils liegt schon über dem Verkaufspreis des Produkts.


    Die Chiphersteller versuchen diese Geschäftsmodelle dann teilweise mehr oder weniger erfolgreich zu bekämpfen. Das nennt sich Allocation. Jeder darf anmelden was er gerne haben möchte und muss belegen dass er es auch braucht (z.B. durch Käufe in der Vergangenheit, Nachweise wo die Dinge verbaut wurden, etc.). Der Chip Hersteller sammelt die Wünsche und teilt dann quartalsweise den Bestellern zu wieviel Prozent der gewünschten Chips dass er bekommt. Das kann dann auch bei 0% liegen. Der Käufer kann sich dann im nächsten Quartal wieder an der Lotterie beteiligen...


    Wer in dieser Branche als Einkäufer arbeitet ist derzeit nicht zu beneiden.


    Vielleicht hilft das den Chipkriesenleugnern zu verstehen....

    iV 80, schwarz, Suite, einige Basic und Plus Pakete, AHK - bestellt Oktober 2021 - ULT Juni 2022 - Geliefert März 2023

  • Die Probleme der deutschen Autoindustrie (gerade das VW-Problem) sind nach meinen ausführlichen Recherchen folgende:


    - Autokonzerne bestellen in der Regel keine neuen und schnellen Chips im kleinstelligen Nano-Herstellungsverfahren, sondern setzen immer noch auf ältere Halbleiter, da diese günstiger sind und eher den Anforderungen def Branche entsprechen. Der Marktanteil solcher Chips ist aber nur sehr klein, das bedeutet, dass die Autobranche für die Halbleiterindustrie eigentlich unbedeutend ist.


    Zur Info:

    Die Halbleiterproduktion muss grundsätzlich immer an der Kapazitätsgrenze arbeiten, sonst macht sie erhebliche Verluste. Das ist zunächst also erst einmal ganz normal so. Umstellungen oder Kapazitätsvergrößerungen sind also kurzfristig gar nicht steuerbar, sondern können nur durch Erweiterungen bzw. Aufbau neuer Produktionsstätten erledigt werden, was oft mehrere Jahre braucht. Somit ist die Halbleiterbranche eine recht schwerfällige Branche, die von genauen Planungen und Vorbestellungen lebt.


    Hier beginnt also das VW-Problem, (denn BMW zB hat anders gehandelt)


    Zur Corona-Zeit 2020 gingen die Bestellungen von Autos massiv zurück, und die Hersteller haben vorsichtshalber (dummerweise) die Bestellungen dieser Halbleiter storniert, da sie die übliche Just in Time Produktion, auf der die Autobranche setzt, nicht mehr weiterführen konnten. Kurze Zeit später durch die Lockerungen aber schnellten die Bestellungen, gerade auch durch die Förderung bei Elektroautos wieder massiv in die Höhe. Das Desaster war da.


    Gleichzeitig aber stieg exponentiell die Nachfrage nach Chips in der Computerbranche wegen des Home-Office und Home-Shooling. Die Halbleiterbranche hat also versucht, das kleine Loch der Stornierung der Autobranche zu stopfen, indem die Produktion auf moderne Chips umgestellt wurde, damit ja weiterhin die Produktionsauslastung garantiert ist.
    Das Problem hierbei: ältere Chips für die Autobranche wurden ja nur noch in eher kleinen Stückzahlen produziert, die Computerbranche aber setzt auf hochmoderne Chips und das in Riesenmengen. Diese Stornierung ließ sich daher kaum noch rückgängig machen. Nun muss VW mit weniger produzierten Chips Leben, bis neue Produktionsstätten stehen und arbeiten können. Das kann im worst Case noch bis 2024 zu Engpässen bei der Lieferung dauern.


    Im Laufe des Jahres 2020 kam es auch noch zu einem erheblichen Mangel an Chips I’m Consumerbereich, der sich bis heute noch nicht wirklich wieder erholt hat. Gleichzeitig haben China und andere Länder auch noch wichtige Produktionsstätten ausgesetzt wegen restriktiveren Zero-Corona-Politik. Zudem gab es ja diese Haverie im Suez-Kanal, die die Situation auch noch verschärfte.


    Die Autobranche, gerade VW muss also ihre „Just-in Time-Strategie“ mit den Zulieferern überdenken und mehr auf andere, sicherere Konzepte umsteigen.
    Gleichzeitig muss hinterfragt werden, warum man nicht doch lieber auch auf günstige neuere Chips setzt.

    Somit lassen sich in Zukunft solche Probleme verhindern.

    BMW hat übrigens Chips in (weiser Voraussicht) Bestellungen nicht storniert, sondern zunächst gehortet und gelagert, daher stehen sie jetzt in der Produktion fast komplett zur Verfügung und haben keine hohen Lieferprobleme.


    Eine Linkliste mit den recherchierten Infos müsste ich noch zusammenstellen,

    3 Mal editiert, zuletzt von Tabo ()

  • Tabo

    Sehr schön zusammengefasst, nur ist das alles hier im Forum beileibe nicht neu, sondern schon ausführlichst diskutiert worden.

  • Tabo:


    ….und die abgebrannten Produktionsstätten sind natürlich ein Märchen, welches VW erfunden hat…


    Es gab Stornierungen, das ist richtig. Die gab es aber branchenweit. Auch BMW hat Lieferfristen, und kann nicht immer einfach so ins Lager greifen. Da ist es so, dass die vorhandenen Systeme zuerst in den neuen Modellen (damit sie auf der Straße zu sehen sind - gestern erst einen roten iX auf der A99 gesehen, ist das ein monströs hässliches Ding - und in den margenstarken Produktlinien verbaut werden, was den Aktionären gefällt.

    Wenn das Problem nur an Bestell-Stornierungen läge, wäre es schon aus der Welt geschaffen worden. Auch Baumaschinenproduzenten haben Probleme, Chips zu bekommen. Und auch Industriezweige, die (nach Deiner Meinung) im Gegensatz zur Autoindustrie auf aktuelles Chip-Design setzen, kommen nicht vorwärts. Ich sag nur PS5. Die sieht man auch kaum in freier Wildbahn, und die sollte schon seit weit über einem Jahr Sonys Cash-Cow sein.

    Dass man in der Autoindustrie eher auf „veraltetes Chip-Design“ setzt, hat auch mit dem Modellzyklus zu tun. Ein Smartphone wird keine 6 Jahre lang nahezu unverändert produziert. Und einen jährlichen (oder noch schnelleren) Modellwechsel bei Autos würde kein Kunde mitmachen. Dazu ist es zu viel Geld. Außerdem gibt eine große Menge “alter“ Chips, wie sie die Autoindustrie benötigt, eine sehr gute Planungssicherheit für die Zulieferer. Allein dafür lohnen sich eigene Produktionsstätten. Aber auch in China baut man eine abgebrannte Fabrik nicht in 3 Tagen wieder auf (auch wenn die einen Flughafen schneller bauen, als das Land Berlin ;) )

    Auch Apple hat Schwierigkeiten, alle Komponenten in der Menge und Qualität zu bekommen, die sie benötigen. Und da spricht man nicht von 200‘000 oder 300‘000 Sensoren im Quartal, sondern von mehreren 100 Millionen modernsten Chips jährlich. Und die haben eine ganz andere Marktposition als der VW-Konzern.

    Dass just in time zum Problem werden kann, weiss die Autoindustrie nicht erst seit der Chipkrise. (tagelang angehaltene Werke wegen nicht lieferbarer Sitze gab es schon in den 90-ern, Ford hatte Probleme mit Kiekert als Zulieferer der Türschlösser usw.) Und doch sind Produktionsausfälle günstiger als der Aufbau einer großen Lagerhaltung. Auf Grund der Liefersituation kann sich jeder Hersteller derzeit sicher sein, dass Kunden nicht einfach so abwandern.

    Was macht ein Hersteller, der vom Erfolg einer Modellserie überzeugt ist, Teile für die gesamte erwartete Laufzeit in der prognostizierten Menge fix bestellt, und dann floppt das Ding? Mehr Lagehallen bauen? Auch das benötigt Zeit. Und kostet richtig Geld, auch bei der Entsorgung der nicht verbauten Teile.

    Auch schon vor Jahren gab es Engpässe, ohne Corona und Chipmangel. Lieferzeiten von weit mehr als einem Jahr z.B. beim Alfa 4C. Da hat man nicht mit dem Erfolg gerechnet.

    Bei einem massentauglicheren Design der ID-Serie, und einem „hässlicheren“ Enyaq wäre die Wartezeit beim Enyaq kleiner.

    Und selbst Mercedes leidet unter extremen Lieferzeiten. Das G-Modell derzeit ca. 18 Monate, ist derzeit nicht bestellbar. Obwohl da richtig Geld verdient wird. Die E-Klasse als Limousine gibt es erst wieder ab Modellwechsel. Der EQA 9-12 Monate. Fast alle A-Klasse-Derivate zwischen 9 und 12 Monaten, je nach Ausstattung. Manche Modelle sind nicht mit kontrastfarbigem Dach bestellbar (Maybach GLS600 - und bei der geringen Stückzahl und der Marge fragt man sich, warum.)

    Diese Liste liesse sich für jeden Hersteller aufstellen.

    Es gibt wohl derzeit keinen Bereich, welcher Computer-Chips benötigt, und nicht Probleme hat.


    Es ist aber z.B eher erstaunlich, in welcher Menge es z.B. Akkus für BEV zu geben scheint, wenn man die Anzahl der Modelle und der Auslieferungen aller Hersteller mal zusammenrechnet. Dort kann sich die Zulieferindustrie auf Mengensteigerungen einstellen. Weil das zur Zeit noch ein margenstarker Bereich ist, wird da investiert. Sobald die Gewinne dort einbrechen, weil es ein Überangebot gibt, findet eine Marktbereinigung statt.


    Und der Krieg in der Ukraine tut gerade sein Übriges. Die hier speziell fehlenden Kabelbäume könnten auch in Deutschland produziert werden. Würden dann vielleicht 4 Euro mehr pro Kabelbaum kosten. Hochgerechnet auf eine Million Autos im Jahr sind das ??? Frag den Aktionär, woher der Kabelbaum kommen soll, in Friedenszeiten… Oder den preissensiblen Kunden, bei dem diese 4 Euro das Fass zum überlaufen bringen. Oder den Controller, bei dem diese 4 Euro dafür sorgen, dass das Auto oberhalb der Kostenrange für den „Vertreterkarren“ liegt.


    Die BEV-Förderung ist nur für Deutschland relevant. Das liegt für den Weltmarkt nicht einmal ausserhalb des Grundrauschens. Die führt im Augenblick nur dazu, dass in D zur Zeit viele noch die höhere Förderung („Innovationsprämie“) mitnehmen wollen, und deshalb auch gerade jetzt bestellen. Und dann wegen der eingeplanten 3000 EUR mehr „Ersparnis“ das Heulen bekommen. (oder Skoda mit dem Anwalt drohen… :rolleyes:)

    Diese Mitnahmeeffekte sind in D ein Problem, nicht weltweit. (siehe Wallboxen. Da sind deutschlandweit hunderttausende verbaut worden, die in den nächsten 10 Jahren kein BEV sehen werden.) Allein in meiner Nachbarschaft gibt es mehrere Fälle. Neues, großes Carport für 4 Autos, 2 Wallboxen drin. Solar auf dem Dach des Carports. Die neuen Autos? Ein Tiguan für die Frau, ein gebrauchter Golf für den Sohn und als Dienstwagen nen A6 6-Ender Diesel… Aber die Wallboxen gab es fast umsonst. Nur ca. 50 EUR Eigenanteil… Und in anderen Garagen sieht man die hübschen Kästen auch an der Wand, und die neuen Autos verbrennen wie eh und je Diesel oder Benzin. Da wurden neue Autos (Verbrenner) gekauft, und dann dank ausgerufener Förderung 3 Wochen später suchte man Elektriker, die schnell kommen konnten zur Montage… Und auch für diese hunderttausenden derzeit unnötig verbauten Wallboxen hat es Chips gebraucht, die anderswo auch gut gebraucht werden könnten.

    Und auch ich finde es besser, jetzt dem Kunden zu sagen, er muss warten, bekommt aber dann sein Wunschauto, als wenn man ein halbfertiges Auto ausliefert, und der Kunde nicht weiss, dass er das autonome fahren eben später nicht kostenpflichtig freischalten kann, weil es schlichtweg nicht eingebaut ist. Oder die Kids das Handy nur per Powerbank laden können, weil die bezahlten Buchsen fehlen…

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  • Die deutsche Autoindustrie war aber noch nie in wirklicher Not, sie hält die Hände auf und bekommt was sie will.

    Es wird in Deutschland auch keine Abwanderung geben. Das Auto, des deutschen liebstes Kind ist doch hier viel zu wichtig, sodass auch nach selbstverschuldeten Lieferproblemen keine Stornierungswelle zu erleben sein wird.

    Der Dieselskandal hat ja bereits gezeigt, wie Deutschland damit wirklich umgeht. Das E-Auto war meiner Meinung nach fast schon willkommen für VW, um den Dreck bequem unter den Teppich zu kehren.

    Ich hoffe wirklich nicht, dass die großzügige Reichweitenangabe der Hersteller von Elektroautos nicht der Beginn einer nächsten großen Lüge sein wird.

  • Ich hoffe wirklich nicht, dass die großzügige Reichweitenangabe der Hersteller von Elektroautos nicht der Beginn einer nächsten großen Lüge sein wird.

    Es gibt eine klare Normvorgabe, wie ein WLTP-Verbrauch zu ermitteln ist. Daran halten sich die Hersteller. Die Hersteller haben sich das WLTP-Verfahren übrigens nicht ausgedacht und müssen genauso damit leben, wie der Verbraucher.Dass es sich dabei nicht um praxisrelevante Werte handelt, sondern dies nur zum Vergleich mit anderen Modellen dient, sollte inzwischen wirklich auch der letzte Hinterwäldler verstanden haben.


    Fast alle Hersteller geben daher inzwischen zusätzlich zu den gesetzlichen Vorgaben auch praxisgerechte Verbrauchsangaben an. Skoda macht das zusätzlich sogar in Form eines recht gut gelungenen Verbrauchsrechners, wo man sogar noch mit groben Vorgaben spielen kann.

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  • Ich hoffe wirklich nicht, dass die großzügige Reichweitenangabe der Hersteller von Elektroautos nicht der Beginn einer nächsten großen Lüge sein wird.

    Das Thema ist zur Genüge zerkaut, und trifft auch alle, nicht nur die deutschen Hersteller. Eine gerechte Mess-Norm gibt es nicht. Es gibt Fahrprofile, bei denen passt WLTP. Man konnte auch mit Verbrennern die Normen unterbieten.

    Zitat von Tabo

    Die deutsche Autoindustrie war aber noch nie in wirklicher Not, sie hält die Hände auf und bekommt was sie will.

    Wären wir in einer anderen als unserer komfortablen Situation könnten (und würden) wir uns das nicht leisten.

    Das betrifft nicht nur die Autoindustrie.

    erneuerbare Energien (PV, Biogas, Wind etc….) - Landwirschaft - Gesundheitswesen (ja, ist zu wenig, ohne wäre es noch schlechter) - Bildung (auch viel zu wenig) - Zum Thema sonstiger Fördermöglichkeiten einfach mal die KfW-Seiten durchforsten…. (Mir hat der Steuerzahler z.B. die halbe Wohnungstür bezahlt, da einbruchhemmender und wärmedämmender als vorher. - Frag mal in der Ukraine nach Fördergeldern…)

    Das geht alles nur, weil es uns so gut geht.

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  • Die Hersteller haben sich das WLTP-Verfahren übrigens nicht ausgedacht und müssen genauso damit leben, wie der Verbraucher.

    Die Hersteller hatten maßgeblichen Einfluss auf die Gestaltung der WLtp-Ordnung. Dieser gesamte Prozess kam auch nicht überraschend wie manche Hersteller in Vergangenheit gerne mal behaupteten, sondern wurden schon Dekaden vorher zusammen mit und unter der Direktive der EU gemeinsam festgelegt. Es gibt eine bereits sehr lange Roadmap dazu.

  • Die Hersteller hatten maßgeblichen Einfluss auf die Gestaltung der WLtp-Ordnung.

    Das ist in unserer Wirtschaftsordnung immer so. An WLTP arbeitete die Autoindustrie aber nicht ganz freiwillig mit. ;)
    Außerdem ist der WLTP-Zyklus nur für Deutschland extrem weit von der Realität entfernt. Für die meisten anderen Länder ist die Diskrepanz sehr viel geringer.

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