Um 9 Uhr startete meine Reise nach Südtirol etwas nördlich von Kassel. Der Akkustand betrug 87% und die Außentemperatur 13°. Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, auf den ca. 700km Strecke sollte es gute 600km lang regnen.
Ich bin immer so schnell gefahren bin wie es möglich war, so dass mich auf der gesamten Strecke gerade einmal ca. 20 andere Fahrzeuge überholt haben. Etwa 75km der Strecke bin ich am Begrenzer bei Tacho 164km/h gefahren.
Auch muss erwähnt werden, dass ich ein Mountainbike auf der Anhängekupplung mitführte, wodurch sich der Luftwiderstand erheblich vergrößerte. Dazu wog der Enyaq gut beladen an die 2350kg.
Mein erster Halt an einer Ionity Ladesäule am Rasthof Riedener Wald an der A7 erfolgte bei 17% Restkapazität und dauerte 41 Minuten, um wieder auf 87% (55,5kWh) zu kommen. Für diese 200km hatte ich 1:55h gebraucht und war somit einem Schnitt von 105km/h gefahren. Wegen der Kasseler Berge und Dauerregen, ein durchaus gutes Tempo, welches fortan durch Stau stetig abnehmen sollte.
Mit 19% Restkapazität erreichte ich nach etlichen kürzeren Staus um 14:20 Uhr an der A7 den Autohof Illertissen mit vier Ionity Ladern. Da es Aufgrund der Warteschlange unmöglich war dort etwas zu essen zu bekommen ging es schon nach 16 Minute weiter. Da hatte der Akku bereits wieder 27 kWh geladen und war auf 54%.
Mit knurrendem Magen steuerte ich mit 51% Akku den A7 Rasthof Illertal bei immer noch kühlen 15° an. Hier blieb ich wegen Essenspause, Kauf einer Vignette und Toilette 43 Minuten. Inzwischen hatte der Akku 38kWh aus der EnBW Ladesäule aufgenommen und war wieder zu 98% voll.
Bei nur noch 12° erreichte ich den Ionity Lade-Park im österreichischen Nassereith hinter dem Fernpass mit 54% Akku und fuhr nach nur 12 Minuten bei 69% wieder weiter. Der Stopp war eigentlich unnötig, aber ich wollte nicht extra noch an die Brenner Ionity-Ladesäule und ganz leer wollte ich nicht in Südtirol ankommen. So zumindest der Plan.
An der Europabrücke südlich von Innsbruck rief mich die Natur und ich nutze die Pinkelpause nochmal an einem HPC-Lader der Innsbrucker Stadtwerke. Nach 22 Minuten füllte sich der Akku von 52% auf 79%, was 21kWh bedeutete.
Jetzt folgten 45 Minuten Stau vor der italienischen Mautstation. So erreichte ich Vahrn bei Brixen nach 11 stündiger Fahrt um 20 Uhr, wo ich mich an einen 100kW HPC-Lader von Alperia erinnerte. Diesen nutze ich 25 Minuten, während ich mir im benachbarten Löwenhof eine sensationelle Pizza schmecken ließ. Als Vergleich, für die gleiche Strecke habe ich Fahrzeiten von 6,5 bis 16h in den letzten 25 Jahren erlebt.
Das Hotel in Brixen erreichte ich mit 87% Akku wieder exakt so, wie bei Abfahrt.
Für die ca. 700km lang Fahrt, wovon ich 2h und 40 Minuten mit „Laden“ verbracht hatte, habe ich ca. 173kWh Strom benötigt und dafür 66€ Ladekosten bezahlt, was ca. 38 Cent pro kWh entspricht und in etwa den Kraftstoffkosten eines Diesels entspricht.
Der Verbrauch mit ca. 24,4kWh/100km bei Durchschnittlich 92km/h entspricht meinen Erfahrungen vorheriger Autobahnfahrten, die meist um 25kWh/100km benötigten.
Tagesausflug
Am zweiten Tag der Reise wechselte ich auf die Nordseite des Eisacktals, wobei ich zum ersten Mal die „Einpedalfunktion“ nutzte, welche sich in den Bergen als äußerst praktisch herausstellte.
Von Kastelruth auf 1150 HM ging es bergab bis ins Eisacktal auf 500 HM runter und von dort wieder sehr flott bergauf zur Villanderer Alm auf 1750HM dabei stieg der Verbrauch auf 25kWh/100km an. Die Strecke war 27km lang und die Temperatur schwankte von 10 bis 22 Grad. Auf dem gleichen und sehr schnell gefahrenen Rückweg brauchte ich 7kWh/100km, somit im Mittel 16kWh/100km.
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Aufenthalt
Während meine 9-tägigen Aufenthaltes, nutze ich für 30 Minuten einen 100kW Schnellader im Grödental und während ich meine nachkommende Partnerin an der Europabrücke abholte, dort nochmal den Schnellader der Stadtwerke Innsbruck, wie oben im Foto zu sehen. Dort kostete die kWh 40 Cent Pro Minute per Kreditkarte. Das rechnete sich bis ca. 80% Laden und so wechselte ich dann bis 97% Laden auf die EnBw Ladekarte.
Rückfahrt
Da wir den Heimweg 2 Tage früher antreten mussten und so der Akku noch nicht geladen war, nutzen wir die Zeit am 100kW Schnellader in Vahrn zu einem 55 minutigem Mittagessen, wobei der Akku auf 97% lud. Nach einer 3-stündigen Sauna starteten wir dann um 16:40 Uhr in Brixen, immer noch mit den geladenen 97% Akku, die Heimfahrt wieder über die gleiche Strecke, wo wir ausschließlich Ionity HPC Lader nutzten.
Angemerkt sei, dass die Beladung sich um weitere ca. 90kg erhöht hatte, da ja jetzt meine Partnerin mitsamt ihrem Gepäck im Enyaq saß. Die Temperaturen betrugen 14 bis 29 Grad und die ersten 100km wurden daher mit Klimaanlage gefahren.
Den ersten Stopp legten wir für 35 Minuten nach 323km um 20:25 Uhr am Rasthof Lonetal an der A7 mit 6% Rest-Akku ein und fuhren nach 35 Minuten mit 76% Akku wieder ab. Hier lud ich 57kWh für 17€. Bis hierhin, bin ich immer so schnell wie möglich gefahren. Ab hier fuhr meine Partnerin im Dunkeln weiter mit Geschwindigkeiten zwischen 120 bis 150km/h.
Der nächste Stopp am Rasthof Riedener Wald fand eher aus Vorsicht statt, denn bis zur nächsten Ladestation hätten wir nur 10km Reserve gehabt. Hier luden wir von 25% auf 43% in 7 Minuten auf. Für die 13kWh zahlte ich knapp 4€.
Um 23:30 Uhr erreichten wir den Total Autohof bei Eichenzell mit 18% Akku und luden 20 Minuten lang auf 62% auf. Dies waren 34kWh für ca. 10€.
Schließlich erreichten wir mein zu Hause um 1:10 Uhr mit 21% Restkapazität, wo ich den Akku wieder an der 230V Steckdose auf 80% binnen ca. 24h auflud.
Der Durchschnittsverbrauch lag auf dem Heimweg bei 21,4kWh/100km und dauerte inkl. Laden 8:30h, wobei die Ladezeit nur ca. 1h betrug. Im Durchschnitt fuhren wir 94km/h.
Rechne ich jetzt die Restkapazität wieder auf 97% Startakku hoch, so habe ich für die 700km Heimweg 160kWh verbraucht und dafür nur 48€ bezahlt.
Mein Fazit
- Die E-Mobilität ist bereits jetzt vollständig Langstreckentauglich. Die geplante Anhebung der Ladeleistung wird dies noch weiter verbessern.
- Losfahren sollte man durchaus mit min. 95% Akkustand, um Frust zu vermeiden
- Auf der gesamten Reise habe ich nie auf das Laden gewartet, sondern es mit Essen, Toilettengängen, einem je 5 minutigem Gespräch mit einem Kona und Taycan Fahrer, Warten an Kassen etc. verbracht.
- Mit einem Verbrenner wäre ich maximal 30 Minuten schneller gewesen, wenn überhaupt, denn auch an den Tankstellen gab es längere Schlangen und der Verkehr hätte nur selten höhere Geschwindigkeiten zugelassen.
- Die Ladekabel an allen bis jetzt getesteten Schnelladern sind zu kurz, bzw. sollte der Ladeanschluss vorne am Auto sein. Mit Heckgepäckträger ist das Parken an den Ladesäulen eine echte Herausforderung, da man immer extra aussteigen muss.
- Das ausfindig machen von Ladesäulen und die Routenplanung ist über das Enyaq Navi und die Skoda Powerpass App fast unbrauchbar, da sich im Navi die Ladegeschwindigkeit nicht auswählen lässt und das Navi manche Lader nicht kannte. Dazu müsste das Navi bereits ab einer Zoomstufe von 100km alle Ionity Lader anzeigen und nicht erst wenn man stark reinzoomt, das ist total unbrauchbar. Die App hingegen hat eine so schlechte Karte, dass man die Straßen und Orte nicht findet. Ich nutzte daher fast nur die EnBw App. Das hat die Folge, dass wenn man allein fährt, immer mal anhalten muss, um das Handy zu nutzen. Vorplanung daher sehr zu empfehlen.
- Ich war seit Mai an ca. 20 HPC-Ladern und musste noch nie warten. Oft war ich ganz allein am Laden.
- So entspannt bin ich noch nie Langstrecke gefahren!
Zuvor bin ich Peugeot 205 GTI, Toyota MR2 W2 mit V6 Motor, Renault Megane, Einen Golf 6, 12x Golf 7 von 85 bis 230PS und Tiguan mit 150PS gefahren. Jetzt Enyaq 80iV.